19.09.2019
Ausstellung: Nicht vergEssen - Armut in Kempten
Es ist schwer begreiflich, dass es in unserer Stadt, in der das Reduzieren von weggeworfenen Lebensmitteln ein viel diskutiertes Thema ist, Menschen gibt, die, um den Monat zu überleben, auf Lebensmittelpakete angewiesen sind. Angie Ehinger hat sie durch ihre Foto-Ausstellung "Nicht vergEssen", die in Zusammenarbeit mit Susanne Hatzelmann von den Maltesern und mit der Stadt Kempten und dem Altstadthaus entstanden ist, in den Fokus der Öffentlichkeit geholt.
Ich bewundere die neun Frauen und den einen Mann, die ihr Privatleben geöffnet haben, um auf das Schicksal von Menschen, die in ihrem Leben viel geleistet und im Alter kaum Unterstützung bekommen und oft vereinsamt sind, aufmerksam zu machen. Und ich bewundere die Künstlerin, die sich ihnen mit einem wertschätzenden Blick nähert und sie sehr würdevoll darstellt.
Auch in der Stadtpolitik müsste man die Appelle der ehrenamtlichen und professionellen Helfer*innen ernst nehmen und durch aufsuchende Arbeit dafür sorgen, dass Menschen die ihnen zustehenden sozialen Leistungen tatsächlich auch in Anspruch nehmen und mehr persönliche Zuwendung erleben. Dass arme Menschen keine Lobby haben in der Politik, konnte man auch an der Abwesenheit von amtierenden Lokalpolitiker*innen bei der Vernissage sehen.
Als Oberbürgermeister der Stadt Kempten möchte ich mich auch für in Not geratene Menschen einsetzen; aber vor allem dafür, dass Menschen überhaupt nicht in solche Situationen geraten!